Ein ganz besonderes Jubiläum

05. Februar 2021

Am 02. Januar feierten wir ein ganz besonderes Firmenjubiläum, welches in dieser Form wohl nahezu einmalig ist:
Günter Thiele, ehemals Geschäftsführer,  ist seit nunmehr 65 Jahren im Unternehmen tätig.

Nachdem er zuvor seinen Abschluss als Bauingenieur machte, begann Günter Thiele 1956 im damals noch unter „Entwurfsbüro für Industriebau Karl-Marx-Stadt“ firmierenden Unternehmen seine Tätigkeit als Tragwerksplaner.
Günter Thieles Laufbahn im Unternehmen hatte die verschiedensten Stationen,  darunter unter anderem:

  • Projektleiter
  • Leiter Dokumentation / Information
  • Abteilungsleiter Neue Technik
  • Abteilungsleiter Organisations- und Rechentechnik
  • Direktor für Technik

Im Mai 1990 wurde Herr Günter Thiele zunächst Betriebsdirektor, bis er dann ab Juli desselben Jahres als Geschäftsführer der IPRO Chemnitz Planungsgesellschaft mbH tätig war.

Zum Jahreswechsel 1999 / 2000 übergab Günter Thiele im Alter von 66 Jahren das Unternehmen an seinen Sohn Jörg Thiele. Auf “Herrn Thiele Senior” verzichten musste das Unternehmen dennoch nicht – Bis heute ist er im Haus und steht Mitarbeitern mit einem Erfahrungsschatz, der seines Gleichen sucht, zur Seite.

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Lieber Herr Thiele, wir danken Ihnen für Ihren jahrzehntelangen Einsatz und die unermüdliche Lebensfreude, die Sie ins Unternehmen bringen.

In all den Jahren haben Sie im Unternehmen mehr erlebt als jeder andere. Auf all Ihre Erlebnisse in gebührendem Maße einzugehen, würde hier den Rahmen sprengen. Dennoch würden wir Ihnen gern ein paar Fragen stellen:

Das letzte Jahr war durch das alles überschattende Corona-Virus auch für die iproplan® nicht einfach. Jedoch ist das Unternehmen bislang sehr gut durch die globale Krise gekommen. Uns würde interessieren: Gab es schon einmal vergleichbare Schwierigkeiten, welche das Unternehmen vor derartige Herausforderungen gestellt haben?

[Günter Thiele] Vergleichbare Pandemien gab es m. E. nicht.
Extreme existenzbedrohende Krisen für das Unternehmen waren die Zeiträume 1990 – 1992, 1996 – 1997 sowie 2003 – 2004.

1990/91 fand die Transformation der Unternehmensführung, Unternehmensorganisation und der planerischen Arbeiten in die gesetzlichen Grundlagen, technischen Erfordernisse und Verwaltungsstrukturen der Bundesrepublik statt – Stichtagsgenau.

Es folgte die Privatisierung unter der Bedingung des Einigungsvertrags und den Anforderungen der Treuhandgesellschaft und den damit verbundenen privaten wirtschaftlichen Risiken.

Die Erfolgsgrundlage in diesen schwierigen Zeiten waren vor allem Fleiß, Anpassungsfähigkeit, extremer Wille und die Bereitschaft der damaligen Belegschaft, die besonderen Belastungen, Zumutungen und Anstrengungen des Transformationsprozesses zu meistern und das „Überleben“ des Unternehmens mit ihrem Einsatz zu sichern.

Bei den Rezessionen der Bauwirtschaft 1996/1997 und 2003/2004 mit Ertragsrückgang konnte mit Personal- und Strukturanpassung sowie Kostenreduzierung das Unternehmen durch die Krisenzeit geführt werden.

Für mich persönlich gestaltete sich die Gesamtheit der Ereignisse wie folgt:

  • Kurzfristig ein zukunftssicheres Unternehmen aus dem Bestand 1990 und unter den Turbolenzen des Einheitsprozesses entwickeln
  • Geld und Finanzen
  • technische Basis der wirtschaftlichen Tätigkeit
  • gesetzliche und sonstige Regelungen
  • gesellschaftliche Struktur
  • Vergütungsstrukturen und Arbeitsinhalte neu entwickeln
  • Auftragsbeschaffung / Beschäftigungssicherung
  • u.a. mehr

Die Last der persönlichen Verantwortung für die Belegschaft und den Erfolg des Unternehmens war
vermutlich einmalig – so wie hoffentlich die aktuelle Pandemie auch.

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Sie hatten hier im Unternehmen die verschiedensten Positionen und Aufgaben inne. Gab es etwas, was Ihnen besonders viel Spaß gemacht hat und besonders im Gedächtnis blieb?

[Günter Thiele] Im Bezug auf den angesprochenen „Spaß“ kann ich sagen:
Ich habe stets gern gearbeitet und mich über die Erfolge gefreut. Das hat mich in meinem Berufsleben begleitet, unabhängig davon, in welchen der unterschiedlichen Funktionen ich tätig war.

„Besonders im Gedächtnis geblieben“ ist verständlicherweise meine Arbeit 1990/91 und die damit verbundene psychische Belastung, Entscheidungen treffen zu müssen, welche die persönlichen Existenzen der Mitarbeiter bedrohten. (Entlassungen, Qualifizierungsaufforderungen, Arbeitsumstände)

Im Gedächtnis geblieben ist aber auch das Klima, der Zusammenhalt und die gegenseitige Wertschätzung über den gesamten Zeitraum meiner Tätigkeit in Führungspositionen.
Das gelebte „Unternehmensklima“ unter den unterschiedlichsten Umständen und das mir entgegengebrachte Vertrauen.

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Was hält Ihrer Meinung nach die Zukunft für das Unternehmen bereit?

[Günter Thiele] Das Gesellschafts- und Wirtschaftssystem der Bundesrepublik wird sich nicht grundsätzlich ändern. Die bekannten Unzulänglichkeiten müssen mit jeweils unternehmerischen Maßnahmen so begleitet werden, dass die Belegschaft die Umstände für den wirtschaftlichen Erfolgt nutzen kann.

Die Strukturen und die Stellung der Dienstleistung „Planung“ in der Bauindustrie wird sich m. E. kurz- bis mittelfristig ändern.

Treiber dieser Entwicklung sind:

  • EU-Forderungen und Restriktionen, welche die „Dienstleistungsfreiheit“ einschränken, sollten in der Bundesrepublik kurzfristig beseitigt werden.
  • Die Digitalisierung der Planungsprozesse, Bauprozesse und Immobilienwirtschaft zwingt zu Strukturveränderung und Verantwortlichkeitsverlagerung für alle damit verbundenen Tätigkeiten.
  • Die „Unabhängigkeit von Planen und Bauen“ als heiliges Prinzip der Berufsvertretungen in Deutschland verhindert eine BIM-gerechte Gestaltung und Digitalisierung des Bauens. Hier müssen neue Formen der Kooperation gefunden werden. Das ist eine aktuelle Anforderung an iproplan.
  • Die Preisbildung am Planungsmarkt erfordert zunehmend in der Angebotsphase eine belastbare Kostenkalkulation, bezogen auf den angebotenen detaillierten Leistungsumfang und den zu erwarteten Zeitaufwand für das eingesetzte Personal. Wie international und in anderen Dienstleistungen bereits üblich.

Vielen Dank.

 

 

Auf den Bildern zu sehen: Günter Thiele, gemeinsam mit den Geschäftsführern Jörg Thiele und Kai Zumpe